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  4. or
  5. https://www.loc.gov/rr/frd/Military_Law/pdf/NT_Vol-XXVI.pdf
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  7. DOCUMENT 1017-PS
  8. UNSIGNED MEMORANDUM (NO. 1), 2 APRIL 1941, FOUND IN ROSEN-
  9. BERG'S FILES ON RUSSIA ON THE AIMS AND METHODS OF A
  10. FUTURE GERMAN OCCUPATION OF EXTENSIVE PARTS OF THE
  11. SOVIET UNION (EXHIBIT USA-142)
  12. BESCHREIBUNG:
  13. Seite 1: o r Ecke: 1. Denksdirift. (Blei) I darunler: 2.4.41 (Kop) I Seiten-
  14. stridi zwisdien *' und * 2 Griin
  15. Abschrift
  16. Betrifft: UdSSR.
  17. Wie das einstige zaristische so ist auch das bolschewistische Russ-
  18. land ein aus sehr verschiedenartigen Volkerschaften zusammen-
  19. gesetztes Konglomerat, entstanden durch Annexion verwandter
  20. oder auch stark wesensfremder Staatsgebilde.
  21. Eine militarische Auseinandersetzung mit den UdSSR. wird zu
  22. einer ausserordentlich schnellen Okkupation eines wichtigen grossen
  23. Teiles der UdSSR fiihren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auf ein
  24. militarisches Vorgehen unsererseits sehr bald der militarische
  25. 547
  26. 1017-PS
  27. Zusammenbruch der UdSSR. folgt. Die Besetzung der Gebiete
  28. wiirde dann weniger militarische 1 ) als verwaltungsmassige und
  29. wirtschaftliche Schwierigkeiten aufwerfen. Hier entsteht die erste
  30. Frage:
  31. Soil die Besetzung von rein militarischen bzw. wirtschaftlichen
  32. Notwendigkeiten bestimmt werden, oder sind fur die Ausdehnung
  33. der Besetzung audi schon politische Griinde fur eine kunftige
  34. Gestaltung der Gebiete mitbestimmend? In diesem Falle ist die
  35. Festlegung des zu erreichenden politilschen Zwecks vordring-
  36. lich, da er unzweifelhaft audi auf das militarische Vorgehen
  37. zuriickwirken wird.
  38. Wird als Ziel des militarischen Vorgehens eine politische Zer-
  39. triimmerung des ostlichen Grossreiches in seinem derzeitigen
  40. Schwachezustand festgelegt, dann ergeben sich folgende Schluss-
  41. folgerungen:
  42. — seite 2 —
  43. 1. ) Die Besetzung muss ungeheuer grosse Gebiete umfassen;
  44. 2. ) Die Behandlung der einzelnen Gebietsteile sollte von vornherein
  45. auf die angestrebten politischen Ziele ausgerichtet werden, sowohl
  46. in verwaltungsmassiger als audi wirtschaftlicher und ideologisdier
  47. Hinsicht;
  48. 3. ) die Behandlung der fur diese ungeheuren Gebiete iibergeord-
  49. neten Fragen, wie insbesondere die Sicherstellung der kriegswich-
  50. tigen Lieferungen zur Fortfiihrung des Krieges gegen England, die
  51. Aufrechterhaltung der deswegen notwendigen wirtschaftlichen
  52. Leistungsfahigkeit und die fur die einzelnen Gebiete von einander
  53. vollig abweichenden grossen Direktiven sollten wiederum am
  54. besten in einer Stelle konzentriert werden.
  55. Es s oil hier nochmals betont werden, dass audi alle nachfolgen-
  56. den Ausfiihrungen natiirlich nur nach Sicherstellung der zur Fort-
  57. fiihrung des Krieges fur das Grossdeutsche Reich eben notwendigen
  58. kriegswichtigen Lieferungen aus dem zu besetzenden Gebiet
  59. Geltung haben.
  60. Aus der Bevolkerungskarte Russlands ergeben sich fur den
  61. Kenner des Ostens folgende nationale oder geographische Einheiten:
  62. a) Grossrussland mit Moskau als Zentrum,
  63. b) Weissrussland mit Minsk bzw. Smolensk als Hauptstadt,
  64. c) Estland, Lettland und Litauen
  65. x ) das SdiluB-8 von „militarisdies" gestridien (Kop)
  66. 548
  67. 1017-PS
  68. d) Ukraine und die Krym mit Kiew als Zentrum
  69. e) das Dongebiet mit Rostow als Hauptstadt
  70. f) das Kaukasusgebiet
  71. g) Russisch-Mittel-Asien oder Russisch-Turkestan,
  72. — Seite 3 —
  73. A) Gross-Russland
  74. Aus dem Moskauer Grossfurstentum entwickelte sich nach der
  75. Tatarenherrschaft das Russische Reich zaristischer Pragung. Dieses
  76. Kerngebiet besitzt auch heute noch die grosste Stosskraft. Seine
  77. sehr nachhaltige Schwachung ware also das politische Ziel bei einem
  78. Vorgehen gegen die UdSSR, -urn den anderen Gebieten eine Ent-
  79. faltungsmoglichkeit zu sichern. Diese Schwachung konnte durch eine
  80. zeitweilige Besetzung dieses Gebietes auf dreierlei Weise erfolgen:
  81. 1. ) durch eine vollige Vernichtung der bolschewistisch jiidischen
  82. Staatsverwaltung, ohne die Errichtung einer zusammenfassenden
  83. neuen Staatsapparates zu fordern;
  84. 2. ) durch eine sehr weitgehende Wirtschaftsausnutzung, wie Ent-
  85. f ernung aller irgendwie entbehrlichen Vorrate, maschineller Anlagen,
  86. insbesondere des vorhandenen Transportmaterials, der Fluss-
  87. kahne usw. usw.;
  88. 3. ) durch Zuteilung grosserer Gebietsteile dieses russischen Kern-
  89. landes an neuzubildende Verwaltungseinheiten, wie insbesondere an
  90. Weissrussland, die Ukraine und das Dongebiet.
  91. Dadurch eroffnet sich auch gleichzeitig fiir alle ubrigen Gebiete
  92. die Moglichkeit, das moskowitische Russland als Abschubgebiet fur
  93. unerwiinschte Bevolkerungselemente in grosserem Ausmasse zu
  94. benutzen.
  95. B) Weiss-Russian d.
  96. Weiss-Russland umfasst einen kulturell wie auch wirtschaftlich
  97. sehr zuriickgebliebenen Teil der UdSSR. Es enthalt zugleich das
  98. zweitgrosste Judenreservoire der UdSSR.
  99. — Seite 4 —
  100. mit vollig verjudeten Stadten, wie Bjalostok, Minsk, Polodzk,
  101. Witebsk u.a.m.
  102. Die Erweckung eines Eigenlebens wie auch die Errichtung eines
  103. lebensfahigen staatlichen Gebildes kann als ein ausserordentlich
  104. langwieriges und auch schwieriges Unterfangen gelten. Weissruss-
  105. land ist kulturell viel riickstandiger als z.B. Litauen und vom
  106. 549
  107. 1017-PS
  108. Judentum ausgebeuteter als Polen. Trotzdem ware im Hinblick auf
  109. die notwendige Schwachung des russischen Kernlandes ein soldier
  110. Versuch zu befiirworten.
  111. Die UdSSR hat Weissrussland auf das Gebiet von der polnischen
  112. Nord-West-Grenze bis ungefahr zur Pronja beschrankt. Aber die
  113. eigentliche Hauptstadt des ganzen Gebietes ware Smolensk. Der
  114. halbe Verwaltungsbezirk gleichen •Namens wie auch ein Teil des
  115. Verwaltungsbezirkes Kalinin (friiher Twer) konnte bevolkerungs-
  116. massig hinzugerechnet oder verwaltungsmassig hinzugeschlagen
  117. werden. Dadurch wiirde die Grenze Weissrusslands bis auf ungefahr
  118. 250 km an Moskau herangeriickt werden.
  119. Falls die Errichtung eines politischen Eigenlebens f ur wiinschens-
  120. wert angesehen wird, ware eine Zersttickelung dieses Gebiets evtl.
  121. zugunsten des Generalgouvernement Polen nicht zu empfehlen.
  122. C) Estland, Lettland und Litauen.
  123. Bei diesen Gebieten erhebt sich die Frage, ob ihnen die besondere
  124. Aufgabe zugewiesen werden sollte, deutsches Siedlungsgebiet der
  125. Zukunft unter Assimilierung der rassisch. Geeignetsten zu werden.
  126. Wird dieses Ziel gesetzt, bediirfen die Gebiete auch einer ganz
  127. besonderen Behandlung im Rahmen der Gesamtaufgabe.
  128. — Seite 5 —
  129. Es musste fur eine notwendige Abschiebung grosserer Intel-
  130. ligenzschichten — insbesondere lettischer — ins russische-
  131. Kernland Sorge getragen werden. Die Ansiedlung einer mengen-
  132. massig bedeutenden deutschen Landbevolkerung musste in Angriff
  133. genommen werden, evtl. konnte ein grosses Kontingent dafur geeig-
  134. neter deutscher Siedler aus den Wolgadeutschen — nach Aus-
  135. scheidung der unerwiinschten Elemente — entnommen werden; In
  136. Frage kame aber auch die Ansiedlung von Danen, Norwegern,
  137. Hollandern und — nach siegreieher Beendigung des Krieges — auch
  138. von Englandern, um im Lauf e einer oder zweier Generationen dieses
  139. Gebiet als neues eingedeutschtes Land dem deutschen Kerngebiet
  140. anschliessen zu konnen.
  141. Auch ware die Aussiedlung rassisch minderwertiger, grosserer ✓
  142. Bevolkerungsgruppen aus Litauen wohl in diesem Fall nicht zu
  143. vermeiden.
  144. D) Die Ukraine (Randgebiet)
  145. Zum Hauptzentrum des nordisch uberschichteten Waragerstaates
  146. wurde Kiew. Aber auch nach der Tatarenherrschaft spielte Kiew
  147. eine langere Zeit den Gegenpol zu Moskau. Sein nationales
  148. 550
  149. 1017-PS
  150. Eigenleben beruht im Gegensatz zu den Behauptungen der mosko-
  151. witischen Geschichtsschreibung, die auch die ganze europaische
  152. Wissenschaft beherrschte, auf einer im Grunde genommen ziemlich
  153. ungebrochenen Tradition.
  154. Die politische Aufgabe fiir dieses Gebiet ware die Forderung des
  155. nationalen Eigenlebens bis zur evtl. Errichtung einer Eigenstaat-r
  156. lichkeit mit dem Ziel, allein oder in Verbindung mit dem Dongebiet
  157. und dem Kaukasus als Schwarzmeerbund Moskau stets in
  158. Schach zu halten und den grossdeutschen Lebensraum von Osten
  159. her zu sichern. Wirtschaftlich aber hatte
  160. — Seite 6 —
  161. dieses Gebiet zugleich die Aufgabe, eine machtige Rohstoff- und die
  162. erganzende Ernahrungsbasis fur das Grossdeutsche Reich zu bilden.
  163. Dem von der UdSSR als rein ukrainisch angesehenen Teil waren
  164. auch noch Grenzstreifen aus dem russischen Kerngebiet zuzuschlagen
  165. — wie schon erwahnt — um jenes zu schwachen und um zugleich
  166. einen standigen Gegensatz wachzuhalten. Hierbei diirfte es sich um
  167. Teile des Kursker und Woronescher Verwaltungsbezirks handeln.
  168. Auf die Erreichung dieses politischen Zieles miisste dann auch
  169. die verwaltungsmassige und wirtschaftliche Behandlung des ganzen
  170. Gebietes ausgerichtet werden.
  171. E) Das Dongebiet.
  172. Es wird bewohnt von den Donkosaken. Sie sind national viel
  173. weniger eigenstandig als die Ukrainer, kulturell moskowitisch durch-
  174. trankt, politisch auch vorwiegend auf Moskau ausgerichtet, aber
  175. entwickelter als die Weissrussen. Die Aufgabe in diesem Gebiet
  176. ware der in Weissrussland ahnlich.
  177. Eine Ausdehnung dieses Gebietes nach Norden bis zum Verwal-
  178. tungsbezirk Szaratow,um den verwaltungsmassigen Anschluss an
  179. das Gebiet der Wolgadeutschen herzustellen, ware gleichfalls
  180. wiinschenswert.
  181. F) D e r Kaukasus
  182. Der Kaukasus wird von rassenmassig vollig verschiedenartigen
  183. Bevolkerungsteilen wie auch nationalen Einheiten bewohnt. Die
  184. Flussebene des Kuban und Terek, die heutigen Verwaltungsbezirke
  185. Krasnodar und Ordschjonokidze werden von Kosaken bewohnt, die
  186. sich iiberwiegend den Ukrainern zurechnen. Die kulturelle fort-
  187. schrittlichste Nation sind die Georgier
  188. 551
  189. 1017-PS
  190. — Selte 7 —
  191. zwischen dem Grossen und dem Kleinen Kaukasus, die auf eine
  192. jahrhundertealte eigene kulturelle Tradition und Eigenstaatlichkeit
  193. verweisen konnen. Dann folgt Aserbeidschan mit einer muselmanni-
  194. schen Bevolkerung ugrotatarischen Ursprungs mit Baku als Zentrum.
  195. Siidlich schliessen sich noch die Armenier an, wahrend die nordlichen
  196. Berghange von einer ganzen Anzahl von Bergvolkern der aller-
  197. verschiedensten Herkunft bewohnt werden.
  198. Das Gebiet ist das Olzentrum Russlands. Von der wirtschaftlichen
  199. Instandhaltung dieses Gebietes hangt zum grossten Teil die
  200. materielle Leistungsfahigkeit, ja die Existenz der iibrigen vor-
  201. wiegend agrarischen Teile der UdSSR, wie der Ukraine, des Don-
  202. Kuban und Terek-Gebietes wie auch zum Teil des russischen
  203. Kernlandes ab. Durch die Einfiihrung der bolschewistischen gemein-
  204. samen Dorfbewirtschaftungen ohne Eigenbesitz, der Kolchosen, mit
  205. maschineller Landbearbeitung hangt die Getreide- und Nahrungs-
  206. mittelproduktion von der planmassigen Gestellung des notwendigen
  207. Betriebsstoffes ab. Infolge der stark zuriickgegangenen und mengen-
  208. massig ausserordentlich differierenden Verteilung des Zugvieh-
  209. bestandes fiihrt eine evtl. Drosselung der Olgestellung — abgesehen
  210. von der Instandhaltung des Maschinenparks und Bereitstellung des
  211. notwendigen Bedienungspersonals fur denselben — zu Hungersnoten.
  212. G) Russisch-Mittelasien oder Russisch-
  213. Turkestan.
  214. Es ist anzunehmen, dass nach dem militarischen Zusammenbruch
  215. der Sowjets in Europa es mit sehr geringen Kraf ten gelingen konnte,
  216. auch die Moskauer Zwingherrschaft in Zentralasien zu beseitigen.
  217. Audi dieses Gebiet wird von sehr verschiedenartigen, vorwiegend
  218. turanisch-mongoloiden Volker-
  219. — Seite 8 —
  220. schaften bewohnt, die dem Mohammedanismus anhangen. Sie befin-
  221. den sich in einem langjahrigen national-konfessionellen Gegensatz
  222. zu den Sowjets und zugleich auch gegen das Russentum, ohne Mrs
  223. erste in der Lage zu sein, mit eigenen Kraften die russische Herr-
  224. schaft brechen zu konnen. Mit deutscher Hilfe und der in den
  225. Sowjets entstehenden Kopflosigkeit diirfte die Durchfuhrung aber
  226. als nicht zu sch-wierig anzusehen sein.
  227. Das Gebiet ist die Baumwollkammer Russlands mit einer jahr-
  228. lichen Produktion von 4 — 500.000 T Baumwolle nach bolschewi-
  229. stischer Statistik.
  230. 552
  231. 1017-PS
  232. Ein Erscheinen der Deutschen in Mittelasien wiirde eine
  233. ungeheure Riickenstarkung fiir Iran und Afghanistan bedeuten. Es
  234. fragt sich, ob nicht evtl. diese Staaten dadurch zu einem aktiveren
  235. Vorgehen gegen Indien veranlasst werden konnten, wenn das iiber-
  236. haupt beabsichtigt ist, falls auch die Tiirkei bis dahin ihre Haltung
  237. schon einer Revision unterzogen hatte. Die Bedrohung der englischen
  238. Verbindungswege nach Indien gewinnt dadurch eine reale Bedeu-
  239. tung und wird England unzweifelhaft zu grosseren Kraftentfal-
  240. tungen an dieser Stelle zwingen, die ihm in Eurbpa oder an anderen
  241. Stellen abgehen diirften.
  242. Allgemeine wirtschaftlich-rechtliche Fragen.
  243. Neben die Gewinnung des Oles, hauptsachlich im Kaukasus, tritt
  244. zur Erhaltung der landwirtschaftlichen Leistungsfahigkeit in den
  245. besetzten Gebieten sofort die Frage seines Transportes. Die Trans-
  246. portfrage, die auch fiir die Landwirtschaft von ausschlaggebender
  247. Bedeutung ist, ist aber wiederum mit der Regulierung der Kohlen-
  248. frage verkniipft. Gleichzeitig erscheint noch fiir alle Gebiete iiber-
  249. geordnet die Finanzfrage.
  250. — Seite 9 —
  251. Eine ebenso allgemeine alle Gebiete beriihrende Frage ist die des
  252. von dem Sowjetsystem fast vollig abgeschafften Privateigentums.
  253. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Frage schon gleich bei der
  254. Besetzung des Gebietes zu praktischen Auswirkungen fuhrt. Ein
  255. spontanes Vorgehen der vollig ungebildeten Landbevolkerung bei
  256. evtl. eigenmachtigen Auflosungen der Kolchosenwirtschaften konnte
  257. zu unabsehbaren materiellen Schadigungen fiihren.
  258. Infolgedessen bediirfen diese Fragen nicht einer rayonmassigen,
  259. sondern fiir alle Gebiete iibergeordneten Regelung, womit sich auch
  260. gebietsmassig bedingte Abweichungen als auch ein vielleicht ver-
  261. schiedenes taktisches Vorgehen leicht vereinbaren liesse.
  262. Zusammenf assung '
  263. Aus den hier fliichtig skizzierten Erwagungen, ergibt sich fol-
  264. gender planmassiger Aufbau:
  265. 1.) Die Schaffung einer mehr oder minder nur auf die Kriegszeit
  266. beschrankten Zentralstelle fiir die besetzten Gebiete der UdSSR.
  267. Ihr oblage im Einklang 2 ) mit den obersten und oberen Reichs-
  268. behorden:
  269. 2 ) „Einkleing" verbessert in „Einklang" (Blei)
  270. 553
  271. 1017-PS
  272. a) vertaindliche politische Anweisungen unter Beriicksichtigung
  273. der vorgefundenen Lage und des zu erreichenden Zieles an die ein-
  274. zelnen Verwaltungsgebiete herauszugeben.
  275. b) Die kriegswichtigen Lieferungen aus alien besetzten Gebieten
  276. fiir das Reich zu sichern.
  277. c) Die prinzipielle Durchfiihrung der fiir alle Gebiete ubergeord-
  278. neten Fragen, wie z.B. der Finanz- und Geldmittel, des Transports,
  279. der Ol-, Kohlen- und Nahrungsmittelproduktion
  280. — Seite 10 —
  281. vorzubereiten und zu iiberwachen;
  282. 2.) die Durchfiihrung einer scharf abgegrenzten Dezentralisation in
  283. den einzelnen national oder wirtschaftspolitisch zusammengefassten
  284. Verwaltungsgebieten zur Durchfiihrung der ihnen gestellten vollig
  285. verschiedenen Aufgaben.
  286. Dagegen diirfte eine aus rein wirtschaftlichen
  287. Gesichtspunkten zu errichtende schematische
  288. Verwaltungsstelle, wie sie zurzeit ins Auge ge-
  289. fasst wird, sehr bald ihre Unz ul a n g 1 i c h k e i t
  290. erweisen und ihren Zweck verfehlen. Eine solche
  291. Zentrale ware gezwungen, eine gleichartige, nur von wirtschaft-
  292. lichen Erwagungen diktierte Behandlung in alien Gebieten durch-
  293. zufuhren, was die Erfiillung der politischen Aufgabe behindern
  294. und bei der rein burokratischen Zusammenfassung vielleicht sogar
  295. verhindern diirfte.
  296. Es erhebt sich daher die Frage, ob nicht aus rein zweckmassigen
  297. Griinden von vornherein beim Aufbau der militar-wirtschaftlichen
  298. Verwaltung die dargelegten Gesichtspunkte beriicksichtigt werden
  299. sollten. In Anbetracht der ungeheuren Raume und der allein daraus
  300. erwachsenden Schwierigkeiten der Verwaltung sowie in Anbetracht
  301. der von den westeuropaischen vollig abweichenden Lebensverhalt-
  302. nisse, wie sie durch den Bolschewismus hervorgerufen worden sind,
  303. bediirfte die Gesamtfrage der UdSSR einer anderen Behandlung als
  304. sie bei den einzelnen Landern Westeuropas zur Anwendung gebracht
  305. worden ist.
  306. 2.4.1941

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