1. “Mit aller Eindringlichkeit bezeichnet es der Minister als unbedingt notwendig, jetzt einen Entlastungsfeldzug größten Stils in der Judenfrage zu starten. Es besteht kein Zweifel mehr darüber, dass in ganz großem Umfange jetzt die Judenfrage in der Welt aufgerollt werden muß. Wir können nun auf diese Dinge nicht antworten; wenn die Juden sagen, wir hätten 2,5 Millionen Juden in Polen füsiliert oder nach dem Osten abgeschoben, so können wir natürlich nicht darauf antworten, dass es etwa nur 2,3 Millionen gewesen wären. Wir sind also nicht in der Lage, uns auf eine Auseinandersetzung – wenigstens vor der Weltöffentlichkeit nicht – einzulassen. Im übrigen ist die Weltöffentlichkeit noch nicht so weit über die Judenfrage aufgeklärt, als dass wir es wagen könnten zu sagen: ‚Jawohl, das haben wir getan, und zwar aus folgenden Gründen.‘ Wir kämen ja auch gar nicht zu Worte. Es muss deshalb jetzt eine Entlastungskampagne größten Stiles gemacht werden. Wenn beispielsweise TO [die deutsche Nachrichtenagentur Transocean; P. L.] meldet, dass 500 Personen in Indien verhaftet worden sind, so dürfen wir eine solche Meldung nicht einfach in dieser Form wiedergeben, sondern müssen sagen: ‚378 Personen sind erschossen und 82 weitere erhängt worden; der Rest wurde zu Hungerstrafen verurteilte.‘ Alle Meldungen dieser Art [...] müssen jetzt groß aufgebauscht werden, wie es ja umgekehrt auch der Feind mit seinen Gräuelmeldungen in der Judenfrage macht.”
  2. Translated:
  3. “The Minister, with all urgency, considers it an absolute necessity to begin a large-scale campaign to exonerate ourselves in the Jewish ques-tion, starting immediately. There is no longer any doubt that the Jewish question must be made an issue in the world generally, in a big way. At the moment, there is no way we can answer these things. If the Jews say, for example, we shot 2.5 million Jews in Poland or deported them to the East, we can’t of course say, it was only 2.3 million. We are not in a position to enter a discussion of these things, at least not in public. What’s more, the international public is not well enough informed on the Jewish question for us to be able to say, ‘Yes, we did it, and here’s the reason why.’ We couldn’t even get a word in edgeways. Thus, a relief cam-paign in the grandest style must now be made. If, for example, TO [German news agency Transocean; P. L.] reports that 500 people have been arrested [i.e., by the British] in India, we must not simply repeat the report in this form, but rather must say: ‘378 have been shot and 82 more have been hanged; the rest have been sentenced to starvation.’ All reports of this kind [...] must now be greatly exaggerated, even as the enemy does, the other way around, with his atrocity reports on the Jewish question.”
  4. Source:
  5. P. Longerich, "Davon haben wir nichts gewusst! Die Deutschen und die Judenverfolgung 1933-1945", 2006, p. 259.